Chronik

Man schrieb den 08. Dezember 1910, als sich ein paar Reisensburger trafen und beschlossen den Schießsport und die Kameradschaft auf Vereinsbasis zu pflegen. So wurde letztendlich am 15. Januar 1911 die Gründungsversammlung im Gasthaus Dempfle (heute Gasthaus Bayer) abgehalten und der „Zimmerstutzenverein Reisensburg“ ins Leben gerufen.

Bis zum ersten Weltkrieg waren mehr als 30 Schützen am regen Schießbetrieb aktiv beteiligt. Dem Krieg fielen zwei Mitglieder zum Opfer, bis im Jahr 1919 der normale Alltag einzog und wieder ein friedlicher Schießbetrieb aufgenommen werden konnte.

Schon ein Jahr später wurde das Gasthaus „zum Hasen“ neues Vereinslokal. Hier standen den Reisensburger Schützen drei Schießstände zur Verfügung. Durch den Wechsel des Vereinslokals bestand für kurze Zeit auch ein zweiter Schützenverein in Reisensburg, die „Tellschützen“.

1923 trat der nach dem ersten Weltkrieg wiedergegründete Verein in den „Günz- Bibergau“ ein und richtete zwei Jahre später das zweite Gauschießen aus. Geschossen wurde auf 20 Ständen, die sich im Biergarten des „Hasen“ befanden. 1926 folgte die feierliche Fahnenweihe unter dem bis heute bestehenden Vereinsnamen „Schützenverein Reisensburg 1910“. Der Fahnenspruch lautete damals: „Üb Aug und Hand fürs Vaterland“. 25 Jahre nach der Gründung wurde das Jubiläum mit einem internen Vereinsfest begangen, bevor 1938 der Kleinkaliberstand am Harthölzle fertiggestellt war. Hier errang der spätere Gauschützenmeister Engelbert Wagner den bayerischen Meister Titel.

Nach diesem aufstrebenden Kapitel der Vereinsgeschichte folgte die dunkle Zeit des zweiten Weltkriegs, der 28 Mitgliedern das Leben nahm. Am 19. April 1942 fand das letzte Schießen vor der Wiedergründung 1950 statt.

Dieser 23. September 1950 stand ganz im Zeichen Josef Merkles, der den erneuten Zusammenschluss der Reisensburger Schützen forcierte. Zum halben Jahrhundert Vereinsgeschichte fand 1960 das zweite Gauschießen in Reisensburg statt. Diesmal im Gau „Günzburg- Land“. Die Rekordbeteiligung von 302 Teilnehmern machte es nötig die Anzahl der Preise von 100 auf 150 Stück anzuheben.

Im Jahr 1976 stand die bisher größte Veränderung für den Verein an. Die neue Schulsporthalle in Reisensburg war fertiggestellt und bot im Keller Platz für sechs Luftgewehr und Pistolen Stände, außerdem standen den Schützen drei verrohrte Kleinkaliberstände mit 50 Meter Bahnen zur Verfügung. Jetzt musste man sich nicht mehr verbiegen um an den Ständen im Dachboden des Gasthauses „zum Hasen“ zu schießen. Hier konnte nur am mittleren Stand aufrecht stehend geschossen werden, die beiden äußeren Stände waren für manche schon zu nah an der Dachschräge und erschwerten einen aufrechten Anschlag.

Bis zum 75 jährigen Gründungsjubiläum stieg die Mitgliederzahl rasant auf über 200 an. Zu diesem Anlass wurde die neue Fahne mit dem Fahnenspruch „Ein Ziel vor Augen gibt dem Leben Sinn“ geweiht. Nachdem in Reisensburg eine Fülle von Faschingsbällen stattfanden, wechseln die Schützen von der fünften Jahreszeit in den Herbst und luden 1994 zum ersten Weinfest in die Herrenwaldhalle. Schon bald war diese Veranstaltung fester Bestandteil der Dorfgemeinschaft.

In den 90er Jahren wurde die Jugendarbeit kontinuierlich ausgebaut und Reisensburger Jungschützen nehmen an Wettkämpfen, wie dem Gaujugendschießen oder dem Guschu Open auf der Olympiaschießanlage in München Hochbrück regelmäßig teil. 1997 stiftete Ferdinand Munk den Jugend Team Pokal, der im jährlichen Wechsel bis heute zwischen den Vereinen aus Reisensburg, Nornheim und Leinheim mit ihren Jugendmannschaften ausgeschossen wird.

Im Jahr darauf konnte der Schützenverein Reisensburg das komplette Untergeschoss der Herrenwaldhalle übernehmen und auf der alten Kegelbahn sechs weitere Luftdruckstände errichten. Drei der neuen Stände wurden durch die Firma „Günzburger Steigtechnik“ mit Liegend- und Kniend Pritschen ausgestattet. „Wir sind König“, beziehungsweise Königin, und zwar bayerische Schützenkönigin mit der Luftpistole hieß es im Oktober 2007, als Michaela Poppel bis zehn Minuten vor Schluss noch mit einem 10,7 Teiler auf dem Oktoberfest Landesschießen vorne lag. Kurz vor Ende des Schießens wird Michaela jedoch auf den zweiten Platz verwiesen.

Nach 100 Jahren Vereinsgeschichte fand neben den Jubiläumsfeierlichkeiten 2010 das dritte Gauschießen der Vereinsgeschichte statt. Auch hier konnte wieder eine Rekordbeteiligung erzielt werden. 500 Schützen gingen an den Stand. Im Rahmen des Jubiläumsjahres beschloss die Vorstandschaft ein Reisensburger Wahrzeichen, die „sieben Tannen“, welche von Blitzschlag beschädigt wurden, wieder zu neuem Glanz zu verhelfen. So wurden am 03. Oktober 2010 zwei neue Bäume, die vom Verein gestiftet waren feierlich von Pfarrer Singer gesegnet. Das vorerst letzte Reisensburger Weinfest fand am 29. Oktober 2010 statt. Wegen abnehmender Beteiligung entschlossen sich die Schützen für ein neues Format und führten am 15. Oktober 2011 das erste Herbstfest in den Schützenräumen durch.